Programm "Babylotse" im Landkreis Sömmerda vorgestellt

Gemeinsam mit der Geschäftsführerin des KMG Klinikums Sömmerda, Jessica Koch, der kommissarischen Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am KMG Klinikum, Katharina Feistner, und Jugendamtsleiterin Martina Weise-Watzek stellte Landrat Harald Henning am 4. Oktober 2022 im KMG Klinikum ein neues Angebot für frisch gebackene Eltern im Landkreis vor: das Programm „Babylotse“.
Ein Lotsendienst in einer Geburtsklinik ist ein aufsuchendes Angebot zur Einschätzung von Bedarfen und Vermittlung von Familien zu geeigneten Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten für die Zeit rund um die Geburt. Das Angebot findet in der Klinik statt und schafft in einer Lebensphase, in der Eltern sehr offen für Unterstützungsangebote sind, einen niedrigschwelligen Zugang zum örtlichen Hilfesystem.
Nachdem das Jugendamt Sömmerda im vergangenen Jahr die Begrüßungskontakte zur Geburt eingestellt hatte, war man auf der Suche nach einem neuen Angebot für die Zielgruppe der frischgebackenen Eltern. Mit dem Programm „Babylotse“, das über die Stiftung SeeYou aus Hamburg seit 15 Jahren fachlich begleitet wird und mittlerweile an 80 Standorten in Deutschland verortet ist, wurde man fündig, um die jungen Eltern in der wichtigen Lebensphase ihrer Kinder zu unterstützen.
Neben Saalfeld und Mühlhausen ist das KMG Klinikum Sömmerda erst der dritte Standort in Thüringen, wo Babylotsinnen zum Einsatz kommen. Als Partner konnte der DRK-Kreisverband Sömmerda/Artern e.V. gewonnen werden, zu dessen Schwangerschaftsberatungsstelle man bereits seit Jahren einen guten und vertrauensvollen Kontakt habe, erklärte Dr. Katharina Feistner. Drei DRK-Mitarbeiterinnen – Frances Stern (Familien- und Gesundheits-Kinderkrankenschwester beim Team Frühe Hilfen), Anica Striene (Beraterin in der Schwangerschaftsberatungsstelle) und Katrin Seifert (Leiterin der Schwangerschaftsberatungsstelle) – haben sich zu Babylotsinnen ausbilden lassen und sind fortan regelmäßig im Klinikum, um die jungen Eltern mit ihren Neugeborenen zu begrüßen und bei Bedarf über weitergehende Hilfsangebote zu beraten.
Der Schwerpunkt ist die Lotsenfunktion zum Finden und Nutzen von passenden Angeboten aus dem Bereich der Frühen Hilfen. Damit schließen die Babylotsinnen Lücken zwischen Gesundheitshilfen und anderen sozialen Sicherungssystemen. Bestehende Angebote werden nicht ersetzt, sondern ergänzt und passgenau eingebunden. Darüber hinaus erfüllt das Programm weitere wichtige Aufgaben auf dem Gebiet des präventiven Kinderschutzes. Denn psychosoziale oder gesundheitliche Belastungen in der Familie stellen bedeutende Risikofaktoren für eine gesunde Kindesentwicklung dar und können das Risiko für eine Kindeswohlgefährdung erhöhen. Das frühe Erkennen von familiären Belastungsfaktoren und die Vermittlung Früher Hilfen stellen einen wirksamen Schutz der Kinder dar.
Bislang werde das neue Angebot sehr gut von den Eltern angenommen, wusste Frances Stern zu berichten. Sowohl nach den Eltern-Informationsabenden des Klinikums, bei denen sich die Babylotsinnen vorstellen konnten, als auch bei persönlichen Gesprächen habe es viel positives Feedback gegeben. Und auch die Mitarbeiterinnen des Klinikums sind voll des Lobes. Vor allem die schnelle, unkomplizierte Kontaktaufnahme zu den drei Babylotsinnen sei in Zeiten von Personalengpässen und Hebammenknappheit eine wichtige Hilfe im Klinikalltag.